Einblicke

Erfolgreiches Employer Branding und Recruiting – warum Transparenz wichtig ist

Um als Unternehmen qualifizierte Fachkräfte und Talente zu gewinnen und Mitarbeitende langfristig zu binden, kann Entgelttransparenz und der Aufbau von Fair-Pay-Strategien einen klaren Wettbewerbsvorteil bedeuten.
01.12.2020

Ein Blick in die Online-Jobportale zeigt: Noch immer finden sich in den wenigsten Stellenanzeigen konkrete Gehaltsangaben oder klare Hinweise darauf, ob das Gehalt verhandelbar ist. Auch im weiteren Bewerbungsprozess kommt die Vergütung von Arbeitgeberseite meist erst spät ins Spiel und das Thema Gehalt bleibt im Anstellungsverhältnis oft ein Tabuthema.

Transparenz in Entgeltfragen kann jedoch ein zentrales Instrument im Employer Branding und Recruiting sein. Unternehmen zeigen dadurch, dass Fair-Pay und Gleichstellung zentrale Werte ihrer Unternehmenskultur sind und werden vor allem für junge Talente attraktiv, die zunehmend mehr über Geld sprechen als die Generationen zuvor.

Mit Transparenz mehr weibliche Fachkräfte gewinnen

Die Fachkräfteengpässe in Deutschland nehmen weiter zu. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gab es im Jahr 2018 in 391 von 753 betrachteten Berufen einen Fachkräftemangel. Insbesondere ‚männertypische` Berufe, mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent an männlichen Beschäftigten, sind von Engpässen betroffen. Weniger bedroht waren hingegen diejenigen Berufe, in denen der Frauenanteil angestiegen ist.

Vor diesem Hintergrund ist es zunehmend unerlässlich, Frauen als Fachkräfte anzusprechen, zu gewinnen und zu halten. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen in Deutschland noch stärker auf Transparenz und Gleichstellung setzen. Zahlreichen Studien und Prognosen zufolge führt mehr Transparenz zu einer gerechten Bezahlung und das trägt wiederum dazu bei, dass mehr Frauen am Arbeitsmarkt partizipieren. Die damit einhergehenden positiven Effekte auf die wirtschaftliche Entwicklung weltweit sind unbestreitbar: Wenn es gelingt im OECD-Raum bis 2030 genauso viele Frauen wie Männer am Arbeitsmarkt zu beteiligen, würde das ein wirtschaftliches Wachstum von 12 Prozent ermöglichen.

Entgelttransparenz als Wettbewerbsvorteil beim Fachkräfte-Recruiting

Entgelttransparenz und Fair-Pay-Strategien ermöglichen Unternehmen, sich im Wettbewerb um Fachkräfte und Talente klar zu positionieren und so in der Flut der Stellenanzeigen aufzufallen. Laut einer 2018 durchgeführten Umfrage unter Erwerbssuchenden würden sich 60 Prozent bei der Wahl zwischen zwei identischen Stellenanzeigen auf die Stelle mit transparenten Gehaltsangaben bewerben. Lediglich rund 20 Prozent ziehen auch die Stellenanzeige ohne Information zur Vergütung in Betracht. Eine Fokussierung auf mehr Transparenz und einen offenen, fairen Umgang mit dem Thema Gehalt nach innen und außen kann somit ein wirkungsvolles Alleinstellungsmerkmal für Unternehmen sein, wenn es darum geht Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.

Gerade für gut ausgebildete weibliche High Potentials der neuen Generation nimmt dies einen immer größeren Stellenwert ein. Mit Angaben zu Transparenz, Lohngerechtigkeit und Gleichstellung können Unternehmen bereits im Bewerbungsprozess punkten und auch langfristig für eine stabilere Bindung an das Unternehmen sorgen. Studien aus den USA belegen, dass Stellenbewerberinnen bei der Stellensuche mehr Faktoren einbeziehen als Männer. Unternehmenskultur, Werte und Managementstil sind Beispiele, die für Frauen bei der Entscheidung, sich auf eine Stelle zu bewerben, in der Tendenz noch ausschlaggebender sind als für Männer. Darüber hinaus sind laut der Kofa-Studie vor allem eine geschlechterspezifische Ansprache, flexiblere Arbeitszeitmodelle und (berufsbegleitenden) Weiterbildungsmöglichkeiten zentrale Stellschrauben, die Unternehmen bedienen können, um gezielt mehr weibliche Fachkräfte zu motivieren, sich zu bewerben.  

  • Transparenz beginnt bei der Stellenausschreibung

    Verschiedene Studien belegen, dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer bereits im Bewerbungsprozess mehr Informationen über die vorhandenen Verdienstmöglichkeiten im Unternehmen wünschen. In einer von der Recruiting-Plattform softgarden 2019 durchgeführten Umfrage mit rund 4.100 Teilnehmenden gab ein Drittel an, bereits in der Stellenanzeige gerne über die Höhe des Gehalts informiert zu werden. Noch etwas stärker ist dieser Wunsch bei den Teilnehmenden mit einem akademischen Abschluss: 40,2 Prozent würden von Anfang an mehr Gehaltstransparenz begrüßen.

    Tatsächlich erhalten aber nur knapp zehn Prozent der Bewerberinnen und Bewerber zu diesem Zeitpunkt Information über das Gehalt. 46,2 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber bekommen konkrete Gehaltsinformationen im ersten Vorstellunggespräch und mehr als jede fünfte Bewerberin bzw. jeder fünfte Bewerber sogar erst im Anschluss. Dies offenbart ein großes Potenzial für Arbeitgebende, bereits im Bewerbungsprozess durch eine transparente und faire Kommunikation über Entgeltstrategien bei potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten positiv hervorzustechen.

Entgelttransparenz als wirkungsvolles Instrument im Employer Branding

Unternehmen haben die Möglichkeit, aktiv an ihrer Positionierung als Arbeitgebermarke zu arbeiten. Entgelttransparenz und Fair-Pay-Strategien können dabei ein zentrales Instrument im Employer Branding sein, um die Attraktivität als Arbeitgebende zu steigern. Insbesondere Frauen und Männer der jüngeren Generation erwarten nach dem Grundsatz „Gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit“ entlohnt zu werden.

Wer sich als Unternehmen transparent und klar positioniert, schafft Vertrauen bei der Belegschaft, was sich positiv auf die Zufriedenheit und somit auf die langfristige Bindung von Mitarbeitenden auswirkt. Auch nach außen stärken Transparenz und faire Vergütungssysteme als feste Bestandteile im Employer Branding die Glaubwürdigkeit und Wahrnehmung des Unternehmens am Markt hinsichtlich Fairness. Unternehmen werden dadurch für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sowie Kundinnen und Kunden interessant. Zufriedene Mitarbeitende wirken zudem als authentische Markenbotschafterinnen und -botschafter und zahlen nachhaltig auf ein positives Unternehmensimage ein.